26 Nationen arbeiten in er Calenberger Backstube zusammen. Für Bayda Hassan (r.) ist das ein echter Gewinn.
Handwerkskammer Hannover/Christine Seeger
26 Nationen arbeiten in er Calenberger Backstube zusammen. Für Bayda Hassan (r.) ist das ein echter Gewinn.

Attraktiver Arbeitgeber„Man muss sich kümmern!“

Hannover.- (see) Es gibt im Handwerk Ausbildungsberufe, die die wenigsten Kinder und Jugendlichen als Traumberuf nennen würden. Die Fachverkäuferin im Bäckerhandwerk gehört dazu. Das meint jedenfalls Bayda Hassan, 29 Jahre, frisch gebackene Bereichsleiterin bei der Calenberger Backstube. Wer für diesen Beruf junge Menschen gewinnen möchte, der brauche ein wenig Glück, ein gutes Betriebsklima und zusätzliche, attraktive Angebote für die zukünftigen Fachkräfte.

Die Calenberger Backstube hat beispielsweise vor Jahren die Stelle einer Ausbildungstrainerin geschaffen, die sich in erster Linie um die Azubis kümmert. „Einmal im Monat bietet die Trainerin Schulungen für Azubis an, lernt vor den Prüfungen mit ihnen, ist immer als Ansprechpartnerin erreichbar und fährt in die Filialen, um nach dem Rechten zu schauen“, erläutert Hassan, die das Amt gerade an eine Kollegin übergibt, weil sie zur Bereichsleiterin für sieben Filialen aufgestiegen ist.

Auch diese Möglichkeit jungen Beschäftigten schnell Karriere- und Aufstiegschancen zu eröffnen, trägt dazu bei, dass man als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird und motiviert sicher auch andere Beschäftigte. Wer sich engagiert, kann aufsteigen und mehr verdienen. Auch die Auszubildenden verdienen bei der Calenberger Backstube deutlich über dem Tariflohn.

„Unsere Auszubildenden sollen schnell zu vollwertigen Teammitgliedern werden, die Verantwortung übernehmen. Das motiviert junge Menschen, und das honorieren wir eben auch mit dem Gehalt“, erläutert Inhaber Kai Oppenborn. 

Aber auch ein gutes Betriebsklima trägt viel dazu bei, dass Azubis ihre Ausbildung abschließen und Fachkräfte im Unternehmen bleiben. „Viel miteinander reden, Konflikte sofort ansprechen und ausräumen, das hilft“, davon ist Hassen überzeugt. Gerade in einem Betrieb, in dem 26 Nationalitäten arbeiten, z.B. aus Syrien, aus Vietnam, aus Polen, aus dem Irak und Kroatien. Um das gegenseitige Verständnis zu unterstützen, sind sicher auch die regelmäßigen Betriebsausflüge für die Azubis hilfreich.

Grundlegend für den Erfolg einer Ausbildung sind für die Calenberger Backstube aber in erster Linie ein vorgeschaltetes Praktikum und ausreichende Deutschkenntnisse. „Wir bieten unseren Azubis parallel zur Ausbildung zusätzlich Deutschkurse an, und schicken sie seit diesem Jahr auch für einen dritten Tag in die Berufsschule, an dem ausschließlich Deutsch unterrichtet wird, das ist uns wichtig, daher machen wir bei dem Modellprojekt an der BBS 2 in Hannover mit“, so Hassan.

Yousef Mohammed, der 2015 aus Syrien geflohen ist, und jetzt im 3. Lehrjahr als Bäckereifachverkäufer ist, lernte die Calenberger Backstube beim Azubi Speed Dating der Handwerkskammer Hannover kennen, und freute sich über die schnelle Rückmeldung und die Möglichkeit eines Praktikums. Er fühlt sich super integriert ins Team, hat genügend Hilfe und Unterstützung bekommen, so dass er sicher ist: „Nach der Gesellenprüfung möchte ich hier weitermachen!“

„Wir sind sicher risikobereiter, was Neueinstellungen angeht, und sind uns bewusst, dass Fachkräfte aus aller Welt auch Mehrarbeit für uns in der Einarbeitung und während der Ausbildung bedeutet, aber wir haben gerade mit ihrer Arbeitsmoral überwiegend gute Erfahrungen gemacht und schätzen die Vielfalt, einfach deswegen, weil man viel voneinander lernen kann“, so Hassan, die selbst mit fünf Jahren mit ihren Eltern aus dem Irak nach Deutschland kam.

„Das deutsche Bäckerhandwerk hat international einen guten Ruf, daher freuen wir uns über die Bewerbungen von motivierten jungen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die ihren Beruf hier mit sehr viel Freude ausüben“, so Kai Oppenborn. „Dafür unterstützen wir sie gerne, so dass sie auch die theoretische Prüfung bestehen.“ (11.04.2024)

 Kontakt Qualität in der Ausbildung:

Bettina Wolf-Moritz

Beauftragte für Qualitätssicherung im Geschäftsbereich Bildung und Recht

Tel. +49 511 34859 472

Fax +49 511 34859 432

wolf-moritz--at--hwk-hannover.de

Kontakt ausländische Fachkräfte:

Julia Yilmaz

Beraterin im Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk - IFHa

Tel. +49 511 34859 682

Fax +49 511 34859 280

jyilmaz--at--hwk-hannover.de