Wanderschaft, Walz, Konditor
Handwerkskammer Hannover/Christine Seeger
René fremder Konditor macht auf seiner Walz duch Europa Halt in der Handwerkskammer Hannover.

WanderschaftAuf dem Weg nach Hause

Hannover,- (see) Nach zehn Gesellenjahren als Konditor in Dresden hat sich René fremder Konditor, wie er sich auf Wanderschaft nennt, 2019 auf den Weg gemacht, um in fernen Ländern andere Lebens- und Arbeitsweisen kennenzulernen. „Mir kam die Idee früh in der Ausbildung auf Wanderschaft gehen zu wollen, aber es hat dann doch etwas gedauert, bis ich loskam“, erzählt der mittlerweile weitgereiste Konditor bei seinem Halt in der Handwerkskammer Hannover. Hier sprach er traditionsgemäß mit seinem Handwerksgruß vor und holte sich, wie bei allen Stationen auf seiner Wanderschaft, einen Stempel in sein Wanderbuch und den Obolus für seine Reisekasse.

Die drei, für die Walz vorgeschriebenen, Jahre ist er bereits unterwegs und hat in Europa unter anderem Spanien, Estland und Rumänien bereist. Im letzten Jahr war er auch in Gambia und hat Freiwilligendienst für „Brot gegen Not“ geleistet. „Ich habe das ganze Jahr für gemeinnützige Zwecke gearbeitet. Das war mir wichtig, denn, wenn ich wieder zuhause bin und regulär arbeitet, ist das nicht mehr so leicht möglich“, so René.

Drei Jahre weg von Zuhause, ohne Handy und Geld fürs Reisen und mit weiteren strengen Regeln – das ist nicht jedermanns Sache, aber „man gewöhnt sich dran“, sagt René trocken, und muss seine Erfahrungen erstmal sacken lassen und sortieren, so viele unterschiedliche hat er gemacht.

Jetzt ist er auf dem Weg nach Hildesheim, wo sich sein Schacht Vereinte Löwen Geschwister zu Europa trifft, der sich 2016 für die Lebensmittelhandwerke gegründet hat. Danach soll es nach Österreich gehen und dann zurück nach Dresden. „Dresden ist eine gute Stadt für Konditoren. Sie hat eine lange Kaffee-Kultur und den Dresdner Stollen“, so der Wandergeselle. (28.09.2023)

Hintergrund Wanderschaft im Handwerk

Die Tradition der Walz im Handwerk ist uralt – und mittlerweile selten geworden, insbesondere in Nicht-Bauberufen. Nach ihrer Freisprechung können junge Handwerkerinnen und Handwerker auf Wanderschaft gehen, um berufliche und persönliche Erfahrungen zu sammeln – diese Tradition geht bis auf das Mittelalter zurück. Während der Wanderjahre, die meist drei Jahre und einen Tag dauern, gelten strenge Regeln. Eine davon: Die Wandergesellen dürfen sich ihrem Heimatort auf 50 Kilometer nicht nähern.