Ausbildung im Tischlerhandwerk
FRANZ FENDER
Ausbildung im Tischlerhandwerk

Ausbildungsverträge im Plus+++Bewerbermangel hält an+++Handwerkskammer unterstützt Betriebe bei der Nachwuchsgewinnung.Ausbildungsjahr 2021 gestartet

Interview mit Carl-Michael Vogt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover.

Herr Vogt, wie ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt im Kammerbezirk Hannover zu Beginn des Ausbildungsjahres?

Vogt: Wir haben noch keine abschließende Zahl, weil wir noch bis zum 31. Oktober neue Ausbildungsverträge eintragen, aber bis jetzt sind wir sehr zufrieden. Denn im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt konnten wir 10,8 Prozent mehr neue Ausbildungsverträge verzeichnen. Mit diesem leichten Plus sind wir im zweiten Corona-Jahr sehr zufrieden und sind zuversichtlich, dass wir bis zum Jahresende das Plus halten können. Denn es gibt immer noch freie Lehrstellen für 2021.

Gibt es Unterschiede bei der Ausbildungsbereitschaft nach Branchen?

Vogt: Insbesondere in den Bauberufen (Dachdecker, Maurer, Maler und Lackierer und Tischler) sehen wir ein überdurchschnittliches Plus. Das liegt sicherlich an der seit Jahren boomenden Konjunktur in dieser Branche. Aber es zeigt den Fachkräftebedarf im Handwerk insgesamt, der uns angesichts anstehender Aufgaben im Zuge der Transformationsprozesse auch in Zukunft weiter begleiten wird. Für alle jungen Leute bedeutet das: Es gibt im Handwerk gute Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt mit einer sicheren Zukunft und attraktiven Karriereaussichten.

In vielen Branchen beklagen die Unternehmerinnen und Unternehmer, dass sie kaum noch Bewerbungen bekommen. Was können Betriebe machen, um hier gegenzusteuern?

Vogt: Als erstes sollten Sie ihre freien Lehrstellen in unsere Online-Lehrstellenbörse eintragen. Wir nehmen die Angebote auch mit in die Schulen und auf Messen, so dass Betriebe von interessierten Schülerinnen und Schüler gefunden werden. Außerdem sollten Betriebe daran arbeiten, ihre Ausbildung besser und lehrlingsorientierter zu gestalten. Das bedeutet, hier Zeit und Energie zu investieren, um sich den Jugendlichen als attraktiver und zugewandter Arbeitgeber zu präsentieren. Dazu zählt heutzutage, dass man nicht nur eine optisch ansprechende und inhaltlich zielführende Internetpräsenz hat, sondern auch die Social-Media-Kanäle bespielt. Also dort sichtbar wird, wo junge Menschen sich aufhalten.

Was tut die Handwerkskammer, um die Betriebe in Sachen Nachwuchsgewinnung zu unterstützen?

Vogt: Eine hohe Ausbildungsqualität ist sicherlich die beste Werbung bei der Nachwuchsgewinnung. Mit unserer Auszeichnung „primAQ“ können Unternehmen ihre Qualität nach außen dokumentieren und damit Jugendliche und Eltern für sich einnehmen. Außerdem trägt eine gute Ausbildung dazu bei, Ausbildungsabbrüche zu verhindern und die jungen Leute längerfristig ans Handwerk zu binden. Aber auch in einer Reihe von Workshops lernen Ausbilder, Gesellen und Lehrlinge ganz konkret, wie sie eine gute Ausbildung organisieren und Stolpersteine vermeiden können. Nicht zuletzt können Angebote wie das BerufsAbitur, triale Studienangebote oder auch Lernaufenthalte im Ausland viele Jugendliche und Eltern überzeugen.

In der Lehrlingsrolle sind 1.300 Ausbildungsverträge mit Jugendlichen aus 89 Nationen gelistet. Zuwanderung ist also im Handwerk bereits ein Thema?

Vogt: Das Handwerk ist seit langer Zeit offen für Menschen mit Migrationsgeschichte, Geflüchtete und Zuwanderer. Für den einzelnen Betrieb ist das eine gute Chance, bedeutet aber auch zusätzliche Investitionen und ein über das Normalmaß hinausgehendes Engagement gegenüber diesen Jugendlichen, was sich aber sicherlich auszahlen wird. Die Handwerkskammer unterstützt dabei durch Sprachförderangebote und auch durch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. (06.09.2021)

Ansprechpartner:

Dr. Carl-Michael Vogt

Stellvertretender Hauptgeschäftsführer

Tel. +49 511 34859 426

Fax +49 511 34859 432

vogt--at--hwk-hannover.de



Hier finden Sie noch freie Lehrstellen für 2021 und bereits rund 700 für 2022.