AZF, Block, Sanität, Heizung, KLima
Handwerkskammer Hannover/Caren Beckers
Chef Martin Block mit Azubi Jeremia Ralambonavalona.

Das Projekt "Arbeitsmarktzugang für Flüchtlinge" (AZF3) hat seit 2008 zahlreiche Geflüchtete und Zugewanderte in Arbeit und Ausbildung gebracht.Fürs Handwerk aus Madagaskar nach Isernhagen

Hannover.- (cb) Bei der Firma Block Sanitär und Heizungstechnik nennen ihn alle Jerry. Dabei gehörten seine Vorfahren sogar einer königlichen Familie an. Aber das ist lange her und normalerweise kein Thema für den Auszubildenden im dritten Lehrjahr. Jeremia Ralambonavalona aus Madagaskar macht in Isernhagen seine Leidenschaft zum Beruf: „Wenn ich irgendwo arbeiten gehe, denke ich nicht, dass ich das machen muss. Das macht mir einfach Spaß, ich arbeite mit voller Konzentration, aber das ist für mich wie ein Hobby.“ Deshalb liest der 26-Jährige auch nach Feierabend gerne in Fachbüchern.

Chef und Azubi verstehen sich

Jerry macht eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik in Isernhagen. Am Vormittag hat der Azubi eine Heizungsanlage in Großburgwedel zusammen mit einem Meister demontiert. Später werden sie gemeinsam auf dem Dach eine neue Abgasleitung in einen Schornstein einbauen. „Wenn wir Fehler machen, versteht das der Chef. Mit ihm kann man über alles reden, das finde ich gut“, so Ralambonavalona. Der Chef ist Martin Block, Obermeister der SHK Innung Burgdorf. Bei ihm ist Jerry nach einem zweiwöchigen Praktikum eingestiegen. „Wir brauchen einfach Fachkräftenachwuchs, auch bei uns in der Firma. Und durch die Arbeitsleistung, die er an den Tag gelegt hat, habe ich gesehen, das funktioniert. Das Umfeld bei uns ist familiär, da passt er gut rein“, erläutert Block.

Jerrys Weg nach Niedersachsen

In Madagaskar hat Jerry Abitur gemacht, ein Semester Jura studiert, danach ohne Ausbildung als Elektriker gearbeitet. Weil er im Ausland lernen und arbeiten will und im schulischen Sprachunterricht großes Interesse für Deutschland entwickelte, geht er 2017 für ein Jahr als Au-pair nach Hohenhameln. Im Deutschkurs erhält er den AZF-Flyer und meldet sich sofort bei Beraterin Sabine Meyer von der Handwerkskammer Hannover Projekt- und Servicegesellschaft.

Klienten und Betriebe sind gut beraten

Mit Meyers Unterstützung findet Jerry eine Zwischenlösung bis zu einem möglichen Ausbildungsbeginn im Sommer: nach der Au-pair-Zeit macht er sechs Monate lang ein Freiwilliges Soziales Jahr als Hausmeister in einem Seniorenzentrum. Durch Meyer lernt er den Beruf des Anlagenmechanikers kennen und landet schließlich Anfang 2019 bei der Firma Block.

 Sabine Meyer berät nicht nur zu möglichen Ausbildungsberufen und –stellen, zum Arbeitsmarktzugang oder zu aufenthaltsrechlichen Fragen. Sie unterstützt Klienten und Betriebe in allen Fällen, die den Ausbildungs- oder Arbeitsplatz gefährden könnten. Bei Bedarf können auch Fahrtkosten, Bücher oder anderes Lernmaterial erstattet werden: „Kein Mensch verlässt seine Familie, sein soziales Umfeld, wenn nicht großer Druck dahintersteht. Wir wollen durch das AZF3-Projekt gewährleisten, dass es nicht irgendwo hakt.“

Bei SHK-Azubi Jerry läuft es rund. „Meine schlechteste Note ist bisher…“ „… eine Zwei“, ergänzt Chef Martin Block trocken und beide lachen. Sein Azubi Jerry hat sich viel vorgenommen: „Ich muss noch mehr Gas geben, ich möchte gern mindestens eine 1,5 bei der Gesellenprüfung schaffen, um dann ein Stipendium für die Meisterschule zu bekommen.“ (09.03.2021)

Ansprechpartnerinnen:

Anika Weiß

Mitarbeiterin der Handwerkskammer Hannover Projekt- und Servicegesellschaft mbH

Tel. 0 51 31 / 99 10 136

Mobil (0179) 43 00 115

weiss--at--hwk-psg.de



Das Projekt AZF 3

richtet sich an Geflüchtete und Schutzsuchende in Niedersachsen bei der Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Die Klienten müssen über eine befristete Aufenthaltserlaubnis, eine Aufenthaltsgestattung oder eine Duldung verfügen.

Mehr Infos:
www.hwk-hannover.de/azf3