Handwerkskammerpräsident Karl-Wilhelm Steinmann und Vizepräsidentin Stephanie Wlodarski.
Handwerkskammer Hannover/Seeger
Handwerkskammerpräsident Karl-Wilhelm Steinmann und Vizepräsidentin Stephanie Wlodarski.

Ein Doppelinterview mit Präsident Karl-Wilhelm Steinmann und Vizepräsidentin Stephanie Wlodarski.Handwerk bietet tolle Chancen für Frauen

Hannover.- (see) In mehr als 130 Ausbildungsberufen bietet das Handwerk Frauen vielfältige Karrierechancen und Entwicklungsperspektiven. Ob als Unternehmerin, Meisterin, mitarbeitende Unternehmerfrau, ob als Gesellin oder Auszubildende – Frauen tragen  in allen Bereichen zum Erfolg des Handwerks bei.

Allerdings steigt der Anteil der Mädchen, die ein Handwerk lernen, nur marginal. In den letzten 20 Jahren schwankte die Quote zwischen 20 und 23 Prozent. Wenn sich Frauen aber im Handwerk behaupten, dann erobern sie auch immer öfter Führungspositionen. Jede fünfte Meisterprüfung wird heute von Frauen abgelegt. Das ist eine Verdoppelung innerhalb der vergangenen 25 Jahre. Mittlerweile erfolgt fast jede vierte Gründung im Handwerk durch eine Frau.

Das Ziel 5 der UN ist es, für die Chancengleichheit von Mann und Frau einzutreten. Wie sieht es im Handwerk aus? Haben Mädchen und Frauen dieselben Chancen wie Männer?

Wlodarski: Das Bewusstsein ändert sich, aber nur langsam. Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit - das  ist durch den Tariflohn gewährleistet. Aber wir müssen weiterhin daran arbeiten, dass Jugendliche, Eltern und Lehrer bei der Berufswahl auch die mehr als 130 Handwerksberufe als attraktive Karrierechance auf dem Schirm haben. Und die allermeisten eignen sich für Mädchen wie Jungs gleichermaßen.

Steinmann: Ich denke, dass sich in den Handwerksbetrieben in den letzten Jahren viel getan hat, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Das ist ein Pfund, mit dem Unternehmen wuchern können, um Mädchen und Frauen auf sich aufmerksam zu machen. Und die zunehmende Technisierung vieler Berufe führt dazu, dass es mehr und mehr Hilfsmittel für körperlich anstrengende Tätigkeiten gibt, die es den Frauen ermöglichen, alle Berufe auszuüben.

Warum ist es für das Handwerk notwendig die Frauenquote zu steigern? Mit anderen Worten: Braucht das Handwerk überhaupt mehr Frauen?

Steinmann: Das Handwerk braucht dringend Fachkräfte. Aufgrund des geringen Frauenanteils im Handwerk liegt hier noch viel Potential, was es zu heben gilt. Auch deswegen, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass die weiblichen Azubis zum Teil mit mehr Biss ans Werk gehen, ehrgeiziger sind und sich mehr anstrengen, wenn sie sich erstmal für das Handwerk entschieden haben.

Wlodarski: Und das gilt nicht nur während der Ausbildung, sondern auch später. Frauen haben Lust und die Fähigkeit, Führungspositionen zu übernehmen, und das brauchen wir in den nächsten Jahren, wenn viele Betriebe einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin suchen.

Was hat sich in den Betrieben gewandelt, was muss noch passieren, damit sich mehr Mädchen für das Handwerk entscheiden?

Wlodarski: Wie schon gesagt, brauchen wir als erstes ein Umdenken in der Gesellschaft und in der Berufsorientierung. Handwerk muss als attraktiver Arbeitgeber in die Köpfe der Menschen. Und das für Männer wie Frauen gleichermaßen. Und in den Betrieben braucht es eine Wertschätzung für jede und jeden. Ein positives Betriebsklima ist insbesondere für Frauen ein wichtiger Faktor.

Steinmann: Ich denke, Unternehmerinnen und Unternehmer sollten sich überlegen, wie spreche ich gezielt weibliche Bewerber an, welche Anreize sind für Mädchen oder Frauen wichtig? Und diese sollten sie dann offensiv bewerben. Kann frau während der Ausbildung ein Auslandspraktikum machen? Gibt es einen Paten im Betrieb, der sich um die Azubis kümmert? Und und und…

Was tut die Handwerkskammer Hannover, um die Chancengleichheit zu fördern?

Steinmann: Wir haben in den letzten Jahren verstärkt darauf geachtet, insbesondere auch Mädchen in der Nachwuchsgewinnung anzusprechen. Außerdem sensibilisieren wir Betriebe in der Frage, welche Bedingungen kann ich schaffen, damit sich Frauen wie Männer gleichermaßen wohlfühlen.

Wlodarski: Außerdem unterstützen wir die Netzwerkbildung von Frauen durch die Veranstaltungsreihe K.O.N.E.K.T. und den neu entwickelten Stammtisch mit Stephanie. Darüber hinaus haben wir das Projekt „Handwerk mit FiF“ initiiert, mit dem wir Frauen in Führungspositionen bringen wollen. Es bleibt eine gemeinsame Anstrengung. Aber wir bleiben dran.

 

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Ansprechpartnerin für Frauenprojekte K.O.N.E.K.T. und Handwerk mit FiF:

Katja Mikus

Leiterin Geschäftsbereich Projekte der Handwerkskammer Hannover Projekt- und Service GmbH

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