Sattelrahmen aus Leder und Bambus.
Handwerkskammer Hannover/Arndt

Mit der Reitsportsattlerei Passier starten wir eine kleine Sommerserie unter dem Motto "Handwerk (er)leben". Hier und in unseren Social Media Kanälen. Bleiben Sie dran!Handwerk (er)leben: Sattlerei Passier

Hannover.- (fb) "Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde", lautet ein altes Sprichwort: Die Firma Passier & Sohn sorgt dafür, dass das auch so bleibt. Die 1867 in Hannover gegründete Sattlerei stellt Sättel für den klassischen Reitsport her. Georg Dirk Kannemeier ist Inhaber und Geschäftsführer, Chef von 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter sieben Auszubildende. Seit mehr als 50 Jahren ist Langenhagen Ort der Produktion.

"Das Handwerk an sich hat sich kaum verändert, trotzdem hat sich viel getan und die Sättel von vor 50 Jahren sind mit den heutigen ungefähr genauso vergleichbar wie die Autos von damals mit den modernen", erklärt er. Mit den Entwicklungen in der Pferdezucht veränderten sich nämlich auch die Anforderungen an die Sättel. "Heute zielt man in der Zucht eher auf einen kurzen Pferderücken ab", sagt Kannemeier. Das stellt Sattler vor Probleme: Während die Pferderücken kürzer werden, werden die Hinterteile, die darauf sitzen, tendenziell breiter. Die Sättel müssten also eigentlich ihre althergebrachte Länge, behalten, um zu den Reiterinnen und Reitern zu passen.

Sattelbau muss zu Körperbau passen

Diese Größe ist jedoch oft zu groß für den zeitgenössischen Pferderücken, sie bereitet dem Tier Unbehagen und verursacht schmerzhafte Druckstellen. Also müssen sich die Proportionen der Sättel verändern und genau zu Ross und Reiter passen, Sättel von Passier sind daher stets Maßanfertigungen. Dabei wird ein Grundmodell aus dem Sortiment an die individuellen Maße von Mensch und Tier angepasst. Die Sättel sind sogar flexibel anpassbar, sollte das Pferd, das sie trägt, wechseln. Außer Sätteln bietet Passier auch Pferdezubehör aus Leder an, wie Zaumzeuge oder Gurte.

24 Arbeitsstunden stecken in einem Sattel, es werden Metall, Holz, Kunststoff, Schaumstoff, synthetische Wolle und natürlich Leder verwendet. Das Kernstück des Sattels ist der so genannte Sattelbaum aus Holz oder Kunststoff, darunter kann man sich die Sitzfläche für den Reiter vorstellen. Diese wird dann mit einem speziellen Schaumstoff gepolstert und mit Leder bezogen. Das Leder stammt von bayerischen Bullen, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Häute besonders robust und deshalb für Sättel gut geeignet sind. Schritt für Schritt werden so die Komponenten eines Sattels zusammengehämmert,  genäht und geklebt.

Ein guter Sattel ist gut komponiert

Bei einem guten Sattel kommen viele Faktoren zusammen, die in ihrer Gesamtheit sicherstellen, dass er am Ende optimal sitzt. Bei der Verarbeitung des Leders für die Sitzfläche achtet man beispielsweise genau auf die Dehnungseigenschaften des Materials. "Jeder Arbeitsschritt muss absolut präzise sein, denn einer baut auf dem anderen auf, und man kann Fehler im Nachhinein nicht mehr korrigieren. Da braucht es ein gutes Auge", sagt Georg Dirk Kannemeier. Ganz wichtig dabei ist Symmetrie. Egal ob die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hämmern, kleben, schneiden oder nähen, sie alle haben den Profiblick gelernt, meint der Chef. "Wer eine Sattlerausbildung bei uns machen möchte, sollte Lust haben und in der Lage sein, präzise zu arbeiten", meint Kannemeier. Der Beruf erfordert Perfektionismus. In der Ausbildung lernt man auch eine Grundlage des Handwerks, die so genannte Sattlernaht am Zaumzeug. Bei dieser Nähtechnik benutzt man zwei Nadeln an einem einzigen Faden und setzt damit Nähte, die sich nicht lösen können.

Um 1930 war der Werbeslogan von Passier "Unser Feld ist die Welt", das gilt auch heute noch. Die fertigen Produkte finden Ihre Käufer weltweit.(17.07.2019)



Fotos vom Sattelbau finden Sie hier: