Mi Sook Hwang: Kannen
Handwerksform

Sommerausstellung in der Handwerksform Hannover zeigt 227 Kannen aus Edelmetall, Glas und KeramikVolle Kanne

Hannover, 06. Juni 2019.- Kannen bestehen aus festen, formbaren Materialien: aus Keramik, aus Glas, aus Metall oder Kunststoff. In den meisten Fällen dienen sie zur Aufbewahrung von Getränken. Manche haben einen Verschluss, viele haben einen Griff. Eine interessante Gefäßform also, die wir in den Mittelpunkt unserer Sommerausstellung 2019 stellen. 39 Kunsthandwerker*innen und Designer*innen aus den Werkbereichen Gold &Silber, Glas und Keramik zeigen Unikate und Kleinserien.

Im Kontrast dazu stehen 101 Kannen aus industrieller Produktion, die der Sammler Heinz J. Averwerser uns für die Ausstellung zur Verfügung stellt. Kannen und Kännchen aus Alpaka, Aluminium, Edelstahl, Kupfer, Nickel oder Zinn, Glas und Keramik aus den Jahren 1900 bis 2000, die für die Verwendung in der Gastronomie oder im Privathaushalt hergestellt wurden.

 Metall/Edelmetall

Davon hatte Josephine Lützel schon lange geträumt. Einmal im Leben wollte sei eine Kugel schmieden, wollte aus einer kreisrunden Scheibe Silberblech einen Gefäßkörper zaubern, durchgehend, ohne Naht. Mit der Teekanne „Sphere“ hat sie sich diesen Traum erfüllt. Eine silberne Kugel als Korpus, an den nur das nötigste anmontiert wurde, um die Kanne funktionsfähig zu machen. Einen Ausgießer und einen Griff aus Corian, mit dem sich auch der Kannendeckel öffnen lässt.

Marit Bindernagel steuerte zur Ausstellung das Milchkännchen „Schütte“ bei. Wichtig war ihr neben Optik und Handhabung vor allem eine schöne Haptik zu erreichen, damit das Milchkännchen leicht zu benutzen ist. Die Form des Kännchens ist inspiriert von der Schnaupe, dem Ausgießer. Nichts stört den Fluss der Milch. Die Dosierung passiert allein über die ruhige Hand des Nutzers, er muss dafür sorgen, dass beim Gießen die Milch keine Vollgasfahrt in die Tasse entsteht. 

Maike Dahl wurde 2007 mit dem Nieders. Staatspreis für das gestaltende Handwerk ausgezeichnet. Ihre gefalteten Silberarbeiten haben seit damals nichts von ihrem Charme verloren, und wir freuen uns, dass wir in der Ausstellung „Volle Kanne“ ihre silbernen Milchkannen zeigen dürfen. Ihr Tafelsilber ist einfach in der Handhabung, spülmaschinenfest und passt sich perfekt dem Zeitgeist an. Die Nutzung ist absolut unkompliziert.

Bei den Objekten von Cecelia Moore steht die Gefäßform absolut im Vordergrund. Eine Nutzungsmöglichkeit gibt es nicht. Die beiden Stücke sind durch alte Weingefäße inspiriert, wie man sie im ägyptischen, syrischen und römischen Kulturkreis des 1. Jahrhunderts findet. Die Kannen sind aus vergoldetem Metall (Tombak) gefertigt, mit einem silbernen Oberteil versiegelt und in einer blauen Patina gefärbt.

Glas

Die Glasmacherin Franca Tasch beteiligt sich mit der Karaffen-Serie „Kawasaki“ an der Ausstellung. Die Serie vereint zwei Dinge, die eigentlich in der Fertigung am Glasofen nicht zusammengehören, Metall und Kristallglas. Die Karaffen bestechen durch ihre Form, die verwendeten Farben – himmelblau, türkis-blaugrün, frühlingsrün, rose, kristall - und ihre Transparenz. Sie ist vielseitig einsetzbar für Fruchtsäfte, Wasser oder auch als Aufbewahrungsbehälter. Jede der mundgeblasenen und von Hand frei am Glasofen geformten Karaffen ist ein Unikat.

Keramik

Auf dem Einladungsflyer und dem Plakat zur Ausstellung ist eine der großen Keramikkannen von Mike Byrne zu sehen. Diese Gefäßform hat es Byrne wirklich angetan und er wird nicht müde, sie zu erforschen. Er verwendet gebrannten Ton in Verbindung mit anderen Materialien. Die puristisch geformten Objekte, die archaisch und sehr modern zugleich wirken, werden immer wieder gebrannt, bis die gewünschte Tiefe der Oberflächenfarbe und – struktur erreicht ist. Die geäzten Kupfergriffe und Ausgießer werden nach dem letzten Brand angebracht.

Im starken Kontrast zu Byrnes Arbeiten stehen die farbigen, vielfältig gemusterten Keramiken von Carola Gänsslen. Auch bei ihr ist jedes Stück ein Unikat. Aber alles ist farbig, in mehreren Schichten bemalt, mit immer wieder neuen Mustern verziert und mit dekorativen Elementen bestückt. Entzücken für die Augen, die immer wieder etwas Neues entdecken können.

Die Kannen von Mi Sook Hwang zeichnen sich durch einfache geometrische Formen und horizontale und vertikale Linien, die die Form nachzeichnen, aus. Der Gefäßkörper ist auf das Äußerste reduziert. Ein einfacher Zylinder mit einem kleinen Ausflussrohr versehen, weniger Kanne geht kaum.

Sehr skulptural kommen die Porzellankannen von Gudrun Luepke-Dolny daher. Sie lässt sich durch das Meer und die darin wohnenden Lebenwesen inspirieren. Ihre Teekannen sind in der Grundform meist bauchig. Der Korpus spiegelt einen vollen, prall gefüllten Körper wider, der mit einem Stachelkleid überzogen wurde. Auf drei Füßen stehend, erscheint die Kanne wie ein Seeigel im Meer zu schweben. Filigran, zerbrechlich und ein wenig bizarr wirken die Kannen, aber trotz dieses Erscheinungsbildes sind die Gefäße sehr wohl für den Gebrauch gedacht. Der hohe Henkel und die große Öffnung ermöglichen eine problemlose Befüllung der Kanne. Das Innere ist mit einer Transparentglasur überzogen, so dass auch die Reinigung kein Problem darstellt. 

Sonstige

Die Kannen der Silberschmiedin Anne Fischer sind absolut überraschend. Längst hat sie die klassische Materialwelt des Edelmetalls hinter sich gelassen und sich zuletzt dem Thema Farbe als Material zugewandt. Dabei entstanden starkfarbige Kannen, die ohne jegliches Trägermaterial aufgebaut sind.  Es sind keine bemalten Körper, wie bei Carola Gänsslen, sondern sie bestehen durch und durch aus Farbe. Farbe wird hier dreidimensional.

Michael  Hinterleitner hat das Thema Montage-Collage-Kannen für sich entdeckt, ein Serienthema, das er seit 2006 bereits bearbeitet. er setzt vorgefundene Materialien - Glas, Metall, Porzellan, Plastik – zu neuen, individuellen Gefäßen zusammen. Durch das Upcycling entstehen funktionsfähige Kannen für Tee, Wasser oder auch Wein, die durch ihre ungewöhnliche Ästhetik bestechen und zur Kommunikation anregen.

Ein besonders ungewöhnliches Modell hat Christoph Weißhaar zur Ausstellung beigesteuert: die Teekanne Error 418. Die Kanne besteht aus Edelstahl, der mittels Lichtbogenspritzens auf eine Form aus Kunststoff aufgebracht wird. Die Form der Kanne entsteht im 3-D-Drucker. Sie wird nach dem Spritzen aufgelöst. Bei Error 418 ist ein Fehler im Hyper Text aufgetreten. Die Schichtstärke am Kannengriff ist zu gering. Ein Anheben der Kanne ist somit nicht möglich. Der am Griff entstandene Schaden verhindert das vollständige Füllen der Kanne.

 

Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

Heinz J. Averwerser / Marit Bindernagel / Brigitte Breusch-Veittinger / Karin Brock / Mike Byrne (IRL) / Maike Dahl / Stefan Epp / Simone Fezer / Anne Fischer / Carola Gänsslen / Annemiek Hamelink (NL) / Sophie Hebach-Kloess / Michael Hinterleitner / Mi Sook Hwang / Johanna-Katharina Kinast / Atsushi Kitahara / Lutz Könecke / Guido Kratz / Joachim Lambrecht / Stephanie Link / Erika & Uwe Luchtmann / Gudrun Lüpke-Dolny / Josephine Lützel / Sabine Martin / Helmut Menzel / Cecilia Moore (IRL) / Yvonne Penter / Franziska Rauchenecker / Christina Salzwedel / Ulrike Sandner / Claudia Schäfer / Kim M. Schlicht / Bruno Sievering-Tornow / Martina Sigmund-Servetti / Franca Tasch / Peter Verburg  / Sophia Weiß / Christoph Weißhaar / Kirsten Wittstruck



Fotogalerie

Mike Byrne: Kanne "Respectful calm"



Das Video zur Ausstellung

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Programm zur Nacht der Museen:
Samstag, 15. Juni 2019, 18 bis 24 Uhr

18:30 –22 Uhr
Abenteuer Werkstatt

Handwerk live erleben kann man erneut in der Nacht der Museen 2019. Unter der Anleitung von Keramiker Guido Kratz entsteht eine aus Ton geformte Gemeinschaftsskulptur zum Thema „Volle Kanne“. Das ist bestimmt ein Highlight des Abends in der Handwerksform Hannover.

19 Uhr | 20 Uhr | 21 Uhr | 22 Uhr
Workshop mit Claus Dorsch

Papier ist unglaublich vielseitig. In diesem Jahr stellt Claus Dorsch seinen Workshop unter das Thema: Ein Meer aus Blüten – Volle Kanne – Wasser marsch!

20:15 Uhr | 21:15 Uhr | 22:15 Uhr
15-Minuten-Führungen durch die Ausstellung „Volle Kanne“

Ansprechpartnerin für die Medien:

Dr. Sabine Wilp

Kuratorin

Tel. +49 511 34859 421

Fax +49 511 34859 432

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