Vanessa und Bastian Strohmeyer
Frederick Becker
Vanessa und Bastian Strohmeyer

In den ersten drei Jahren waren die Geschwister Strohmeyer vor allem damit beschäftigt, den Laden am Laufen zu halten. Das erzählen die beiden, Vanessa und Bastian, rückblickend. Vor fünf Jahren übernahmen sie gemeinsam die Geschäftsführung der Strohmeyer Hausbau GmbH in Stolzenau bei Nienburg. Da waren sie noch keine dreißig Jahre alt.Die Strohmeyers beißen sich durch

Stolzenau.- (fb) „Wir haben uns beide schon in der Firma eingebracht, aber die Übergabe war noch nicht geplant“, berichtet Bastian Strohmeyer. Als unerwartet der Vater starb, mussten die Geschwister handeln. „Das Problem war, dass wir nicht konkret über eine Nachfolgeregelung gesprochen hatten“, erinnert sich der heutige Geschäftsführer. „Wir hatten null Know-how in Betriebsführung“, ergänzt Diplom-Ingenieurin Vanessa Strohmeyer. Die Geschwister stellten sich der Herausforderung und führten  das mehr als 110 Jahre alte Unternehmen fort. Sie bilden die vierte Generation. „Es war hilfreich, dass wir hier fest verwurzelt sind und gute Kontakte haben“, erklärt Vanessa Strohmeyer. „Wir haben erstmal die bestehenden Strukturen weitergeführt. Mittlerweile gibt es mehr Raum, um Dinge zu gestalten.“

Leidenschaft kompensierte Erfahrung

„Die größte Herausforderung war am Anfang, die fehlende Erfahrung zu kompensieren“, sagt Bastian Strohmeyer. Zunächst habe man nur auf die täglichen Anforderungen reagiert – und es gab viel zu regeln: Die Geschwister mussten sich unter anderem um Vollmachten kümmern und in Kontakt mit Steuerberater und der Handwerkskammer treten. Jeder brachte seine Stärken ein: Vanessa, die zuvor in einem Architekturbüro arbeitete, ist für die Planung zuständig, Bastian, der Zimmerermeister, konzentriert sich auf die Ausführung. Wenn Vanessa vor Ort auf Baustellen zu tun hat, fühlt sie sich als Frau in der Männerdomäne Handwerk nach eigener Aussage nicht im Nachteil – auch weil ihre Fachkompetenz offenkundig ist.

Strohmeyers Tipps für die Vorbereitung von Betriebsübernahmen: Entsprechende Seminare besuchen, um sich optimal vorzubereiten, bereits vor der Übernahme Teilverantwortung übernehmen und, ganz wichtig, netzwerken! „Übergeber und Nachfolger sollten sich frühzeitig konkret damit auseinandersetzen, wie die Übernahme ablaufen soll“, rät Vanessa Strohmeyer. „Und dann im Anschluss auch nach außen ganz klar kommunizieren, wer jetzt im Betrieb die Verantwortung trägt“, ergänzt ihr Bruder.

Starke Netzwerke sichern den Erfolg

Beide Geschwister sind fleißige Netzwerker. Vanessa Strohmeyer nimmt am Projekt FiF und bei K.O.N.E.K.T., einem dreimal im Jahr stattfindenden Treffpunkt für Frauen im Handwerk, teil. Mit dem Projekt "Handwerk mit FiF - Frauen gehen im Handwerk in Führung“ will die Handwerkskammer Hannover das Potential gut ausgebildeter Frauen fördern und ihnen im Handwerk eine attraktive Perspektive bieten - nicht nur in den klassischen Frauenberufen.

Teil des Projektes ist unter anderem, dass ambitionierte Handwerkerinnen und kaufmännische Beschäftigte im Betrieb von Mentorinnen unterstützt werden. Strohmeyer ist eine dieser Mentorinnen, spezialisiert auf den Bereich Marketing. „Der Austausch mit anderen ist super, man kann ja nur voneinander lernen“, findet sie. Und sie möchte andere Frauen dabei unterstützen, souverän Verantwortung in einem Handwerksbetrieb zu übernehmen.

Auch die Inspiration, die ihr die Teilnahme bei K.O.N.E.K.T. verschafft, weiß sie zu schätzen. K.O.N.E.K.T. steht für Kommunikation, Offenen Austausch, Netzwerken, Existenzgründung, Karriere und Treffpunkt. „Frauen leisten in den Betrieben so viel, sie schieben viel an, aber sie gehen nicht offensiv damit nach vorne“, meint Vanessa Strohmeyer.
Netzwerke sind ein ganz wichtiges Instrument für den Erfolg.  Betriebe, die sie vernachlässigen, werden auch zukünftig ganz klar im Nachteil sein, betonen die Geschwister. 
 

Ihr Ansprechpartner bei der Handwerkskammer für das Thema Betriebsnachfolge:

Jan-Michael Hobelsberger

Nachfolgemoderator

Tel. +49 511 34859 461

Fax +49 511 34859 432

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