Volker und Julian Bien an der neuen CNC-Fräse.
Handwerkskammer Hannover/Seeger
Volker und Julian Bien an der neuen CNC-Fräse.

Julian Bien absolvierte triales Studium bei der Handwerkskammer Hannover und übernimmt mit 23 Jahren das Zahntechniklabor von Vater Volker.Eine zweite Lokomotive vorgespannt

Hannover.- (see) Seit knapp 30 Jahren leitet Volker Bien sein Zahntechniklabor in Sehnde durch Höhen und Tiefen. Von seinem Vorgänger hatte er 1991 vier Mitarbeiter übernommen, in Spitzenzeiten beschäftigte er 30 Leute, heute sind es noch 13. Seine Begeisterung und sein Engagement hat er allerdings nie verloren, sondern sogar an seinen Sohn Julian weitergegeben. Dieser hat im letzten Jahr das Dentallabor seines Vaters übernommen. „Als geschäftsführender Gesellschafter ist er jetzt mein Chef“, erzählt Volker Bien augenzwinkernd. Dass das mit 23 Jahren überhaupt möglich war, verdankt Julian Bien dem trialen Studium der Handwerkskammer Hannover. In viereinhalb Jahren hat er nicht nur die Ausbildung zum Zahntechniker erfolgreich abgeschlossen, sondern auch noch den Bachelor Handwerksmanagement, den Meister und zusätzlich den Betriebswirt draufgesattelt.

Warum das triale Studium?

„Eigentlich wollte ich Pilot werden, aber dann gab es hier kaum noch Stellen, und ich war auf der Suche nach einer Alternative. Als ich auf einer Messe vom trialen Studium hörte, war ich gleich sehr angetan, weil die Kombi einfach klasse ist“, so Bien Junior. Besonders interessierte ihn der BWL-Teil im Studium, weil sein Ziel ihm schon damals klar vor Augen stand: er wollte den väterlichen Betrieb weiterführen. Das triale Studium war der schnellste, aber auch ein anstrengender Weg zum Ziel. „Am Sonntag fuhr ich in meinen Ausbildungsbetrieb nach Paderborn, am Mittwoch gab es noch Online-Unterricht nach der Arbeit bis 21 Uhr. Am Freitag konnte ich um 13 Uhr Schluss machen, aber nur um ab 16 Uhr wieder in der Handwerkskammer oder in der Fachhochschule des Mittelstands zu sein und das Studium zu absolvieren. Am Sonntag hatte ich dann Zeit zum Lernen“, berichtet Bien vom anspruchsvollen Wochenplan. Da ist es klar, dass zur Zielstrebigkeit auch eine gehörige Portion Durchhaltevermögen kommen muss, um am Ende der viereinhalb Jahre alle drei Titel in der Hand zu halten.

Digitalisierung vorangetrieben

Auf jeden Fall fühlt er sich gut vorbereitet auf seine neue Rolle als Chef und hat einige gute Ideen für ein integriertes Management. Sein erstes Herzensprojekt, die Digitalisierung der Betriebsabläufe voranzubringen, hat er vor anderthalb Jahren angestoßen und bereits fast umgesetzt. Der Förderantrag für sein Dentallabor 4.0 ist genehmigt und das Herzstück, die neue CNC-Fräsmaschine arbeitet bereits. Vater und Sohn versprechen sich durch eine Vernetzung mit den Zahnarztpraxen und der neuen Technik eine schnellere und präzisere Fertigung bei Brücken und Kronen. „Fehler werden vermieden und Reklamationen gibt es kaum noch“, erläutert Julian Bien zufrieden.

Mit dem neuen Geschäftsführer wird die analoge und die digitale Welt im Unternehmen perfekt zusammengeführt. Volker Bien bringt das fachliche Knowhow von 30 Jahren Erfahrung und den engen Kontakt zu seinen Kunden mit; Julian Bien die neue, zukunftsweisende und zukunftssichernde Technik. „Wir haben eine zweite Lokomotive vorgespannt, und damit geht es selbstverständlich auch schneller voran“, freut sich der 62-jährige Zahntechnikermeister. „Wir ergänzen uns gut, jeder hat seine Stärken, wir können voneinander profitieren“, so Volker Bien. Er ist froh, dass er jetzt nach 30 Jahren die Verantwortung abgeben und sich auf seine vielen anderen Spezialgebiete konzentrieren kann. (08.03.2021)

 

Was bedeutet Digitallabor 4.0?

Ziel ist die Vernetzung und Digitalisierung aller Prozesse im Zahntechniklabor: Von der Behandlung in der Zahnarztpraxis über die Auftragsannahme, die Materialverwaltung bis hin zur Produktion und Auslieferung mit Rechnung. Eingeführt wurde dafür ein digitales Auftragsverarbeitungssystem und eine darauf abgestimmten Scan- und CNC-Frästechnik.

Vorteile: fehler- und störungsfreie Kommunikation, verkürzte Durchlaufzeiten, geringere Wartezeiten für Patienten führen zu einer erhöhten Produktivität im Betrieb.