Fleischer, Konjunktur, Corona
Hardekopf
Fleischermeister Walter Hardekopf möchte seinen Berieb gesund an die nächste Generation weitergeben.

Fleischermeister Walter Hardekopf zieht Bilanz: Nach einem Jahr Corona muss es nun langsam wieder aufwärts gehen.Flexibel und kreativ in der Krise

Hannover.- (see) „Im ersten Lockdown in 2020 sind uns von jetzt auf gleich 50 Prozent des Umsatzes weggebrochen“, erzählt Walter Hardekopf, nach einem Jahr Corona-Pandemie noch sichtlich beeindruckt. Dafür konnten die beiden Fleischereifilialen in Lindhorst und Niedernwöhren inklusive Mittagstisch zwar 40 bis 50 Prozent Zuwächse verzeichnen und auch der Verkauf über drei Hofläden habe zugelegt, aber das habe bei weitem nicht die finanziellen Einbußen im Partyservice ausgleichen können. Gleich am ersten Wochenende im April 2020 fielen Großveranstaltung mit rund 1.000 Essen weg.

„Notgedrungen mussten wir zwölf von 40 Mitarbeiter bis Pfingsten in Kurzarbeit schicken, ein Viertel der Belegschaft. Das war für uns alle, insbesondere für einige Mitarbeiterinnen mit kleinen Kindern eine sehr schwierige Situation“, so der 65-jährige Betriebsinhaber. Immerhin war der Antrag auf Kurzarbeit schnell bearbeitet und auch die Corona-Soforthilfe war rasch bei Hardekopf auf dem Konto.

Suche nach neuer Einnahmequelle erfolgreich

Aber dennoch musste der Chef schnell kreativ werden, um wenigstens die Auslastung zu erhöhen und die Umsatzverluste im Rahmen zu halten. Zunächst gab es kleinere neue Angebote: Oster- und Pfingstmenüs zum Außerhausverkauf oder Essen für betreutes Wohnen. Im Sommer 2020 fanden wieder kleinere Veranstaltungen statt. Aber mit dem Anstieg der Infiziertenzahl im Herbst und einem drohenden zweiten Lockdown waren wieder neue Ideen vonnöten.

Von November bis Januar wollte der Fleischermeister als neue Einnahmequelle eine große Verkaufshütte auf den Marktplatz in Stadthagen stellen. Alles war schon geplant und durchgesprochen, dann kam in letzter Minute doch noch die Absage von der Stadt. Das war ein Rückschlag, aber der Fleischermeister ließ sich nicht unterkriegen. „Wir haben schnell nach Leerständen in der Stadt am Markt gesucht und ruckzuck die leerstehende Filiale der Fleischerei Gattermann gemietet, um das Weihnachtsgeschäft wenigstens teilweise mitzunehmen. Alles musste schnell gehen. Innerhalb einer Woche war der Laden betriebsbereit“, so Hardekopf stolz. Das hat sich so weit ausgezahlt, dass sie die Filiale weiter betreiben wollen.

Das Wichtigste: "Wir mussten niemanden entlassen."

„Das Wichtigste für uns war, dass wir niemanden entlassen mussten. In Kurzarbeit sind heute nur noch zwei Beschäftigte“, bilanziert Hardekopf. Das schwierigste Jahr in seiner Unternehmergeschichte war auch das anstrengendste. „Wir mussten immer auf dem Kiewief sein, immer nach Alternativen suchen, denn der Betrieb soll ja in ordentlichem Zustand an meine Tochter übergeben werden. Bis zum Sommer halten wir so durch, aber danach muss es wieder mit größeren Veranstaltungen losgehen.“ (07.05.2021)