Konjunktur Tischlerin Handwerk Frühjahr 2022
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Handwerk bleibt StabilitätsmotorFrühjahrs-Konjunktur 2022

Hannover, 07. April 2022. Das Handwerk erweist sich weiterhin als Stabilitätsmotor in der Krise. Nach zweijähriger Corona-Pandemie hat sich die Geschäftslage in nahezu allen Branchen aufgehellt. Dennoch ziehen sich Corona-bedingte Lieferschwierigkeiten und Materialengpässe durch fast alle Branchen. Zudem birgt der Ukraine-Krieg für einige Handwerksbranchen noch nicht abzuschätzende Risiken. Daneben bremst der Fachkräftemangel viele Betriebe aus.

"Die Geschäftslage hat sich im Vergleich zum Vorjahr insgesamt verbessert. Ob sich die Entwicklung fortsetzt, ist aufgrund der schwer absehbaren Auswirkungen des Ukraine-Krieges kaum einzuschätzen", fasst Peter Karst, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover, die aktuellen Umfrageergebnisse zusammen. Die Geschäftslage werde mit 140 Punkten positiv bewertet. "Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung lässt sich dennoch eine optimistische Stimmung unter den Betrieben erkennen", so der Hauptgeschäftsführer weiter. Dies spiegele sich in den Umfrageergebnissen auch insoweit wider, als dass saldiert 30 Prozent der Betriebe von einer Zunahme der Auftragseingänge ausgeht. Ebenso viele Handwerksbetriebe rechnen mit einer Steigerung der Umsätze und 15 Prozent wollen weitere Beschäftigte einstellen.

Positive Entwicklung in den Landkreisen

Regional verlief die Entwicklung im Kammerbezirk mit Blick auf die Landkreise und die Stadt Hannover unterschiedlich. "Die aktuelle Geschäftslage hat sich im Vergleich zum Vorjahr in fast allen Regionen des Kammerbezirks deutlich verbessert. Allen voran die Region und die Stadt Hannover. Konnte die Stadt mit einer Zunahme von 40 Indexpunkten 137 Punkte erreichen, nimmt die Region mit einem Zuwachs von 34 Punkten den Spitzenwert von 145 Punkten ein", stellt Dietmar Rokahr, Geschäftsführer Wirtschaft, fest. Besonders für die Stadt Hannover ist dies eine überaus erfreuliche Entwicklung, zumal ihre Betriebe die Geschäftslage im vergangenen Jahr tendenziell negativ bewertet haben.

Der Landkreis Nienburg kommt auf insgesamt 143 Punkte, 9 Indexpunkte mehr. Ebenfalls stark verbessert ist die Geschäftslage im Landkreis Diepholz mit 142 Punkten, ein Zuwachs von 15 Punkten. Eine leichte Zunahme verzeichnet der Landkreis Hameln-Pyrmont, mit 4 Indexpunkten auf 113 Punkte. Der Landkreis Schaumburg hingegen zeigt eine Abnahme des Lageindex um 3 Punkte auf 135. "Diese geringe Abnahme gibt keinen Anlass zur Sorge", wie Rokahr betont, "dennoch beobachten wir die weitere Entwicklung", führt der Geschäftsführer Wirtschaft weiter aus.

Mögliche Auswirkungen des Ukraine-Kriegs dämpfen Zukunftsprognosen

Insgesamt sei das Handwerk in einem Aufschwung, nach mittlerweile zweijähriger Corona-Pandemie. Dennoch blicken die Landkreise Diepholz, Nienburg, Schaumburg und die Region Hannover eher vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Im Landkreis Nienburg beträgt die Differenz zur Beurteilung der aktuellen Lage 29 Punkte und liegt damit bei 114 Punkten. Dicht gefolgt vom Landkreis Diepholz (115 Punkte), von der Region Hannover (119 Punkte) und dem Landkreis Schaumburg (117 Punkte). In der Stadt Hannover sind die Erwartungen positiver, mit 135 Punkten. Der Landkreis Hameln-Pyrmont wiederum erwartet keinerlei Veränderung. "Alles in allem wird hier die Verunsicherung der Handwerksbetriebe hinsichtlich der möglichen Auswirkungen durch den Ukraine-Krieg deutlich, etwa hinsichtlich der Versorgungslage mit Grundnahrungsmitteln, Vorprodukten oder günstiger Energie", betont Rokahr.

Lockerung der Corona-Restriktionen lässt hoffen

"Während das Bau- und Ausbauhandwerk weiterhin Spitzenwerte erreichen, konnten sich das Dienstleistungs- sowie Kfz-Handwerk von den Corona-bedingten Restriktionen und Marktverwerfungen etwas erholen", nimmt Dr. Matthias Lankau, Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik und Unternehmensberatung, Stellung zu den branchenbezogenen Umfragewerten. Ausschlaggebend hierfür ist die Abnahme des Einflusses der Corona-Infektionsschutzmaßnahmen.

Eine Entwarnung der Lage bedeute das aber sowohl für das Dienstleistungs- als auch das Kfz-Handwerk nicht.  Zwar rechneten die Betriebe im Dienstleistungshandwerk zum Umfragezeitpunkt mit weiteren Lockerungen, sodass jeder fünfte Betrieb für das kommende Quartal von Umsatzsteigerungen ausgeht und per Saldo 28 Prozent ein Auftragsplus und einen Beschäftigungszuwachs erwarten, aber aktuell laufen die Geschäfte immer noch verhalten. Hinzu kommt, dass manche Dienstleistungsbetriebe auf staatliche Stützungsmaßnahmen angewiesen sind. "Aber hier gibt es ein Licht am Ende des Tunnels", wie Dr. Lankau es beschreibt. "Lediglich 9 Prozent geben noch an, seit Januar Überbrückungshilfen des Bundes beantragt zu haben. Im Vorjahr waren es noch 21 Prozent. Gleiches gilt für die Inanspruchnahme von Kurzarbeit, die von 35 Prozent im Vorjahr auf aktuell 10 Prozent zurückgegangen ist. Diese Entwicklungen zeigen, dass sich das Dienstleistungshandwerk Schritt für Schritt wieder erholt", so Dr. Lankau abschließend.

Das Kfz-Handwerk ist wiederum von Unsicherheiten geprägt. Trotz positiver Stimmung – der Geschäftsklimaindex erreicht aktuell einen Wert von 109, ein Zuwachs von 14 Punkten – nimmt das Werkstatt-Geschäft ab. "Im Schnitt belaufen sich die Auslastungszahlen auf rund 65 Prozent. Ein Grund dafür sind Corona-bedingte Personalausfälle", resümiert Dr. Lankau. Hinzu kommen die seit dem vergangenen Quartal anhaltenden Lieferengpässe für Vorprodukte der Neuwagenproduktion, wodurch sich der Nachschub von Neu- sowie hochwertigen Gebrauchtwagen weiter verzögert. "Auch wenn die Branche aufgrund des Sommerreifengeschäfts positiv in die Zukunft sieht, bleibt abzuwarten, wie sich der Ukraine-Krieg auswirken wird. Zum einen kommen Kabelbäume für die Autoproduktion aus der Ukraine, zum anderen dürften die dauerhaft hohen Kraftstoffpreise zu einem durch Verzicht geprägten Fahr- und Wartungsverhalten der Kfz-Besitzer führen", gibt Dr. Lankau zu bedenken.

Eine getrübte Stimmung lässt sich ebenfalls im Nahrungsmittelhandwerk ausmachen. Das Geschäftsklima ist hier mit 112 Indexpunkten auf den 5-Jahres-Tiefstwert gefallen. Grund ist der Rückgang des Überwalzungsgrads bezüglich der Weitergabe von Einkaufspreisen an die Kunden. Durch den Ukraine-Krieg kommt es weiterhin zu Lieferengpässen von Vorprodukten, was den Preisdruck weiter verschärft. Darüber hinaus wiegen gerade im Bäckerhandwerk die gestiegenen Energiepreise – etwa für Gas – schwer. Die Betriebe gehen mittlerweile unisono von Preissteigerungen aus und hoffen, diese auch durchsetzen zu können.



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