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Corona: Eine Chance für die Digitalisierung im HandwerkJetzt erst recht: go digital

Hannover.- (see) Wir haben mit dem Beauftragten für Innovation und Technologie der Handwerkskammer Hannover, Uwe Brehl, über die Chancen der Digitalisierung für das Handwerk gesprochen.

Herr Brehl, bei vielen Handwerksbetrieben brechen Aufträge weg. Inwieweit können digitale Strategien Auswege aus der Krise zeigen?

Brehl: "Da wir als Bürgerinnen und Bürger noch länger gefordert sein werden, den direkten persönlichen Kontakt zu vermeiden, bieten sich auch im Handwerk digitale Lösungen an. Selbstverständlich nicht für jeden Arbeitsschritt und jedes Gewerk, aber viele analoge Wege können auch digital beschritten werde. Das betrifft die Gestaltung des Arbeitsplatzes, das Marketing und den Kundenkontakt. Das Charmante daran ist, dass der Betrieb sich damit für die Zukunft rüstet, die sicherlich schneller digitaler werden wird, als wir das bis vor kurzem noch gedacht hätten. Corona wird den Trend zur Digitalisierung enorm beschleunigen."

Wenn Sie den digitalen Arbeitsplatz ansprechen, dann denke ich ans Homeoffice. Ist das für Handwerksbetriebe überhaupt praktikabel?

"Sicherlich nicht für die Monteure in der Werkstatt und vor Ort bei den Kunden, aber für den Chef oder die Kaufleute im Büro ist das durchaus eine gute Option sich auszutauschen. Dafür gibt es Webbasierte Programme wie Skype und Spreed, die einfach und sicher funktionieren. Auch sogenannte Collaborationtools, also Programme, mit denen mehrere Personen Projekte weiterentwickeln können, sind sowohl jetzt als auch in Zukunft, wenn wir wieder an einem Ort zusammenarbeiten können, hilfreiche und zeitsparende Instrumente. Ich kann nur an die Betriebsinhaberinnen und –inhaber appellieren: Probieren Sie die neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit jetzt einfach aus, und beziehen Sie ihre Beschäftigte von Beginn an mit ein. Ein weiteres Argument ist, dass es jetzt eine attraktive Förderung des Landes Niedersachsen für mobiles Arbeiten gibt.

Das Thema Online-Marketing hat in Corona-Zeiten an Wichtigkeit gewonnen. Wer seine Kunden auch online erreicht, ist jetzt deutlich im Vorteil.

Ja, das stimmt. Betriebe können die Corona-Krise aber auch zum Anlass nehmen ihr Geschäftsmodell grundsätzlich auf online zu erweitern. Das kann in manchen Fällen einiges vom wegbrechenden Umsatz auffangen oder sogar einen Auftragsschub auslösen. Da ist der Fleischer, der jetzt einen Lieferservice in der gesamten Stadt anbietet. Da ist der Anlagenmechaniker oder die Kosmetikerin, die ihren Online-Shop ausbauen oder die Sattlerin, die einen Online-Reparaturservice aufbaut und aus ganz Deutschland neue Kunden hinzugewinnt. Bei Investitionen in Webshops oder Online-Konfiguratoren gibt es unter bestimmten Voraussetzungen einen Zuschuss von 50 Prozent über den Digitalbonus Niedersachsen. Die Betriebe sollten diese Chance nutzen und sich einen Vorsprung in der Krise und für danach sichern.

Was ist beim Online-Marketing besonders wichtig? Einfach loslegen?

Loslegen auf jeden Fall, aber am Anfang sollte  die Entwicklung einer passenden Strategie stehen. Möchte ich neue Kunden gewinnen? Will ich meine Leistungen überregional anbieten? Wie mache ich auf mein neues Angebot aufmerksam? Diese Fragen müssen als erstes beantwortet werden. Bei der Einführung und Umsetzung von Online-Strategien beraten wir gerne und bieten ab Mitte Mai bis Jahresende einige interessante Online-Schulungen und Veranstaltungen an, die brandaktuelle digitale Themen für das Handwerk aufbereiten wie IT-Sicherheit, Online-Marketing oder digitale Finanzbuchführung.

Welche digitalen Wege zum Kunden gibt es?

Ein Kontaktformular auf der Website sollte sicher Standard sein. Manche Kunden erwarten aber auch, dass neue Wege der Kommunikation gefunden werden. Beratung per Skype, Informationsaustausch über sichere Messengerdienste wie Signal, detaillierte Auftragserteilung über den Online-Shop, Werbung auf Social Media-Kanälen. Die Themen sind vielfältig und vielen Kunden nutzen die Angebote jetzt sicher dankbarer als zuvor. Außerdem bringen digitale Arbeitsweisen auch andere Mehrwerte – weniger Zeit im Auto, Dienstleistungen können leichter überregional angeboten werden, unnötige Treffen werden vermieden.

Ansprechpartner:

Uwe Brehl

Beauftragter für Innovation und Technologie (BIT) - Digitalisierung

Tel. +49 511 34859 525

Fax +49 511 34859 432

brehl--at--hwk-hannover.de



Hier können Sie sich zur nächsten Online-Schulung zum Thema
Online Marketing Strategien
am 25. Juni 2020 anmelden.