
Frühjahrskonjunktur 2025: Die Rückmeldungen der Betriebe des Ausbau-, des gewerblichen Handwerks sowie insbesondere des Kfz-Handwerks sind besorgniserregend.
Konjunkturbericht Frühjahr 2025Zwischen Stabilität und Unsicherheit
Hannover, 24. April 2025. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bleibt auch im Frühjahr 2025 angespannt. Das Bruttoinlandsprodukt wird laut Prognosen des IfW Kiel und des ifo Instituts dieses Jahr nahezu stagnieren. Nach neuesten Meldungen des IWF wird die Wirtschaft in Deutschland 2025 stagnieren. Belastet wird die Konjunktur durch hohe Energiepreise, anhaltende Bürokratie, Fachkräftemangel und schwache Unternehmensinvestitionen. Die Exporte sind rückläufig, der private Konsum entwickelt sich nur leicht positiv, und die Arbeitslosenquote dürfte auf 6,2 % steigen. „Diese Rahmenbedingungen prägen die Stimmung im Handwerk. Die konjunkturelle Lage im Handwerk bleibt wie in den vergangenen zwei Jahren wechselhaft“, hebt Hauptgeschäftsführer Peter Karst hervor. „Zwar bewertet eine große Vielzahl der Betriebe die aktuelle Geschäftslage als gut.“ Doch die Rückmeldungen der Betriebe des Ausbau-, des gewerblichen Handwerks sowie insbesondere des Kfz-Handwerks seien besorgniserregend. „Der Abwärtstrend in diesen industrienahen Kernbranchen des Handwerks sollte der Politik Anlass genug zu schneller Operationalisierung des zu verabschiedenden Koalitionsvertrages nach Konstituierung der neuen Bundesregierung sein. Wir brauchen Tempo.“
Die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage unter Betrieben im Kammerbezirk zeichnen ein differenziertes Bild der Lage im Handwerk: Zwar liegt der Geschäftsklimaindex mit 107 Punkten weiterhin im positiven Bereich, jedoch verzeichnet er einen Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal (111 Punkte). Die Erwartungen der Betriebe für die kommenden Monate zeigen sich leicht verbessert: Der Erwartungsindex stieg um sechs Punkte auf 103 Punkte. „Eine wieder leicht positive Erwartung an die zukünftige Geschäftsentwicklung stimmt hoffnungsfroh“, räumt Karst ein. „Allerdings wird diese wieder ins Negative kippen, wenn volkswirtschaftliche Impulse nicht zeitnah gesetzt werden.“ Investitionen würden bis dahin auch weiterhin zurückhaltend getätigt.
Auftragslage, Beschäftigung und Investitionen: Herausforderungen bleiben
Im Kammerbezirk melden mehr als 20 % der Betriebe einen Rückgang der Auftragseingänge – besonders betroffen sind Kfz-, Ausbau- und gewerbliche Bedarfshandwerke. Gleichzeitig berichten saldiert 28 % der Betriebe von sinkenden Umsätzen gegenüber dem Vorquartal.
Die Beschäftigungsentwicklung bleibt angespannt: Per Saldo haben 11 % der Betriebe Personal abgebaut. Einzig das Gesundheitshandwerk verzeichnete einen leichten Zuwachs. Die Investitionstätigkeit geht ebenfalls zurück: Neun Prozent der Betriebe im Kammerbezirk haben ihre Investitionen gegenüber dem Vorquartal reduziert – besonders ausgeprägt in den gewerblichen und Nahrungsmittelhandwerken.
Lage im Kammerbezirk: Regionale Unterschiede, verhaltener Optimismus
Die regionale Auswertung der Umfrage zeigt eine insgesamt stabile Stimmungslage im Kammerbezirk Hannover, wenn auch mit Unterschieden zwischen den einzelnen Regionen. „Die Geschäftsklimaindizes bewegen sich überwiegend im positiven Bereich“, erläutert Dr. Matthias Lankau. „Besonders hervorzuheben ist der Landkreis Diepholz mit dem höchsten Indexwert von 110 Punkten. Die Stadt Hannover hingegen verzeichnete den deutlichsten Rückgang (–18 Punkte), liegt aber mit einem Indexwert von 108 Punkten weiterhin im neutralen Bereich.“
Bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage zeigt sich ein ähnliches Bild: Zwar bleibt sie in allen Regionen – mit Ausnahme des Landkreises Nienburg – positiv, jedoch schwächer als im Vorjahr. Die Zukunftserwartungen fallen ebenfalls verhalten aus, einzig die Region Hannover (+16 Punkte) und der Landkreis Diepholz (+21 Punkte) erwarten spürbare Verbesserungen.
Branchen im Vergleich: Gesundheit stabil – Kfz unter Druck
„Das Stimmungsbild der einzelnen Handwerksbranchen im Kammerbezirk fällt sehr unterschiedlich aus“, fasst Betriebsberater Farid Betet den Blick über alle zusammen. Spitzenreiter bleibt das Gesundheitshandwerk mit einem Geschäftsklimaindex von 137 Punkten. Sowohl Lage als auch Erwartungen zeigen sich ausgesprochen positiv. Auch im Bauhauptgewerbe verbessert sich das Stimmungsbild deutlich – hier stieg der Erwartungsindex um 38 Punkte auf 115 Punkte.
Demgegenüber steht das Kfz-Handwerk, das mit einem Klimaindex von nur 88 Punkten das Schlusslicht im Kammerbezirk bildet. Gründe sind unter anderem sinkende Neuzulassungen, hohe Einkaufspreise und eine schwache Nachfrage. Auch die Zukunftsaussichten bleiben in diesem Gewerk negativ. „Auch ist das Handwerk für den gewerblichen Bedarf von deutlichen Nachfrageeinbußen betroffen, was sowohl die jüngste Auftrags- als auch Umsatzentwicklung massiv eintrübt“, führt Lankau aus.
Fazit und Ausblick: Hoffnung auf 2026 – politische Impulse gefragt
Trotz der aktuellen Herausforderungen zeigt die Umfrage der Handwerkskammer Hannover auch positive Signale: Die Erwartungswerte sind gegenüber dem Vorjahr gestiegen, und viele Betriebe blicken vorsichtig optimistisch auf das Jahr 2026. „Staatliche Investitionsprogramme – insbesondere die geplanten Sondervermögen für Infrastruktur – könnten, wenn schnell und schlank umgesetzt, besonders im Handwerk wichtige Wachstumsimpulse liefern“, hebt Karst hervor.
Gleichzeitig wird deutlich, dass die Betriebe im Kammerbezirk Hannover weiterhin mit wirtschaftlicher Unsicherheit, hohen Kosten und strukturellen Hürden zu kämpfen haben. Die Politik ist gefordert, Bürokratie abzubauen, Planbarkeit zu schaffen und die Investitionsbereitschaft zu stärken, um dem Handwerk im Raum Hannover die Grundlage für eine stabile Zukunft zu geben.
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