
Es diskutierten (v.l.n.r.): Marco Seng (HAZ), Peter Kunz (ZDF Landesstudioleiter), Moderatorin Claudia Fyrnihs, Hilke Janssen (NDR) und Christian Wilhelm Link (Rundblick).
HandwerkskammertalkAcht Mal im Koalitionsvertrag
Hannover (ak). - Die neue Niedersächsische Landesregierung hat mit dem am 1. November 2022 verabschiedeten Koalitionsvertrag ein wirklich beachtliches Tempo vorgelegt. Mit Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bleibt Manches so, wie es war. Anderes wird anders.
Doch vor dem Hintergrund der aktuellen Lage sind nicht alle Veränderungen greifbar. Was darf der handwerkliche Mittelstand von der neuen Regierung erwarten?
Im Rahmen der Vollversammlung der Handwerkskammer Hannover tauschten sich dazu diejenigen aus, die mit kritischem Blick die Gesamtlage bewerten. Medienvertreterinnen und –vertreter aus Print, Hörfunk und TV diskutieren zur aktuellen Lage und Entwicklung. Mit dabei waren Hilke Janssen vom NDR, ZDF Landesstudioleiter Peter Kunz, Christian Wilhelm Link vom Rundblick und Marco Seng von der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Claudia Fyrnihs, die nach Stationen bei ffn und NDR 1 Niedersachsen jetzt eine der Stimmen der Stadt bei Radio Hannover ist.
Von der Krise betroffen
Schon in der Präambel des Koalitionsvertrags heißt es, dass "von der Krise besonders betroffene kleine und mittelständische Unternehmen" unterstützt werden. "Wieviel der 1 Milliarde Euro entfällt denn auf die Unterstützung? Und wann ist denn ein Unternehmen besonders betroffen?", fragte Fyrnihs. "Im Koalitionsvertrag steht, dass das Handwerk gestärkt werden soll. Das finde ich leider ziemlich unkonkret. Konkreter wird es erst mit dem aufgeführten Hilfspaket. Zu hoffen ist nur, dass dieses möglichst unbürokratisch beantragt werden kann", antwortete Janssen vom NDR. "Es gibt aber auch viele positive Aspekte, die bereits deutlich werden. Zum Beispiel entlastet die Strom- und Gaspreisbremse viele Betriebe," ergänzte ZDF Landesstudioleiter Kunz.
Den Druck erhöhen
"Handwerk steht nicht im Zentrum der Politik. Klar wird das Handwerk bei Entscheidungen ziemlich sicher mitberücksichtigt, Großunternehmen und entsprechende Projekte wie zum Beispiel `Green Wilhelmshaven´ sind allerdings sehr viel attraktiver und öffentlichkeitswirksamer", erklärte Link vom Rundblick. Und damit war sich die Runde einig, denn "zählt man, wie oft das Wort `Handwerk´ im Koalitionsvertrag vorkommt, nämlich lediglich acht Mal, dann wird deutlich, dass die Politik diesen Wirtschaftsbereich noch nicht vollumfänglich im Blick hat", ergänzte Janssen. "Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Handwerkerinnen und Handwerker auf sich aufmerksam machen, dabei zu nennen ist zum Beispiel die Bäckerdemo, um so den Druck auf die Politik erhöhen", sagte Link.
Exportschlager made in germany
Auf sich aufmerksam machen, sei auch in Sachen Bildungspolitik unumgänglich. "Das duale Ausbildungssystem ist der Exportschlager schlechthin. Es ist in der ganzen Welt hoch anerkannt", so Seng von der HAZ. "Warum ist ein Studium dann immer noch mehr wert als eine Ausbildung?", fragte Fyrnihs. Die allumfassende Lösung gibt es laut den vier Medienvertreterinnen und –vertreter nicht. Ein Ansatz sei vielleicht, vermehrt da anzusetzen, wo sich die Fachkräfte von morgen derzeit aufhalten: "Ich halte fest: wir müssen noch mehr in die Schulen, im Internet und auf Social Media präsenter sein", leitete Handwerkskammerpräsident Thomas Gehre das Ende der Gesprächsrunde ein, "die eine Lösung gibt es wohl kaum, aber viele Ansätze, um unsere Begeisterung für das Handwerk zu teilen."