Mehr als 2.000 Bäckerinnen und Bäcker aus ganz Niedersachsen waren nach Hannover gekommen, um gegen die massiv steigenden Energiepreise und für mehr Unterstützung durch die Politik zu demonstrieren.
Handwerkskammer Hannover/Christine Seeger
Mehr als 2.000 Bäckerinnen und Bäcker aus ganz Niedersachsen waren nach Hannover gekommen, um gegen die massiv steigenden Energiepreise und für mehr Unterstützung durch die Politik zu demonstrieren.

Energiekrise"Die Lage ist ernst!"

Hannover.- (see) „Die Lunte brennt an beiden Seiten!“, so beschrieb Axel Oppenborn, einer der beiden Geschäftsführer der Calenberger Backstube und Mitorganisator der Demonstration, die Lage im Bäckerhandwerk. Auf der einen Seite die immer höheren Kosten bei der Energieversorgung und wegen steigender Rohstoffpreise infolge der Coronakrise. Und auf der anderen Seite sinkende Umsätze, weil die Verbraucher aufgrund der hohen Inflation weniger für hochwertige Backwaren ausgeben. „Es brennt, und irgendwann ist die Lunte abgebrannt“, so Oppenborn in seiner Rede vor den versammelten Beschäftigten vor dem Neuen Rathaus in Hannover.

Er forderte im Namen des Bäckerhandwerks einen Energiepreisdeckel vom Bund und eine niedersächsische Härtefallregelung, die kurzfristig greift und drohende Insolvenzen abwenden kann. Außerdem müssten alle Unterstützungsmaßnahmen einfach, schnell und unbürokratisch zu beantragen sein.

Wohl auch weil im Oktober Landtagswahl ist, hatten sich die Spitzenkandidaten aller Parteien eingefunden, um den Demonstranten ihre Unterstützung zuzusichern. „Ich weiß, um was es geht“, beteuerte Ministerpräsident Stephan Weil, der vor zwei Wochen mit Mitorganisatorin Katrin Künne von der gleichnamigen hannoverschen Bäckerei über die Nöte des energieintensiven Bäckerhandwerks gesprochen hatte. Die Bäckerei Calenberger Backstube zahlt beispielsweise jetzt 1,4 Millionen Euro für Gas und Strom statt 360.000 Euro im letzten Jahr. Das sei einfach nicht zu schaffen.

Sowohl Wirtschaftsminister Bernd Althusmann als auch Stephan Weil sicherten den Bäckerinnen und Bäckern zu, sich auf Bundesebene für den Energiepreisdeckel einzusetzen und auch auf Landesebene Rettungsschritte einzuleiten, um den kleinen und mittleren Unternehmen mit Liquiditätsproblemen durch einen Härtefallfonds kurzfristig zu helfen. „Wir stehen an der Seite des Bäckerhandwerks! Wir lassen Sie nicht allein“, war beider Credo am Schluss.

Katrin Künne bedankte sich bei allen Rednern für die guten Absichten, „leider ist aber noch nichts Konkretes dabei.“ Daher kündigte sie an mit dem Protest weiterzumachen, und bekam dafür tosenden Applaus. Danach ging es noch mit einem Autokorso aus zahlreichen Lieferfahrzeugen durch die Stadt. (15.09.2022)