Tischler-MeisterfeierMeisterliche Möbel und große Pläne für die Zukunft

Hannover.- (mk) Endlich haben sie den Titel in der Tasche – oder einen Teil davon: Am vergangenen Donnerstag fand die Meisterfeier der Tischler und Tischlerinnen mit einer Ausstellung der 23 Meisterstücke in den Räumen der Handwerkskammer Hannover statt. Während die einen schon alle Prüfungen zum Meistertitel absolviert haben und somit den begehrten Meisterbrief überreicht bekamen, freuten sich die anderen über die erfolgreiche Absolvierung der ersten beiden Teilprüfungen des Meisterabschlusses.

Neben den Meisterstücken können sich auch die Ergebnisse der Fachgespräche durchaus sehen lassen. „Vier Mal wurde die Note 1 vergeben und das sind die besten Einserabschnitte, die wir je hatten“, zeigt sich der Meisterprüfungsausschuss mehr als zufrieden.

Sehr ordentliche Leistungen legte auch Julius Pastoor ab. Der 25-Jährige war unter den Ergebnissen der Gesamtnote von Teil I und unter den besten Meisterprojekten mit seiner Kommode „Kantige Krabbe“ ganz vorne mit dabei. Das eckige Möbelstück aus Eschen- und Apfelbaumholz verdankt seinen Namen der Freundin des Tischlers. „Meine Freundin schaute auf die Kommodenfüße und fand, dass die Kommode damit wie eine Krabbe aussieht. Durch die eckige Form kamen wir dann auf ‚Kantige Krabbe‘“, erklärt Pastoor. Aber eben jene Füße ließen in den neun Monaten der Fertigstellung nicht alles reibungslos verlaufen. „Durch die schräg stehenden Füße brauchte ich 16 Versuche, bis es endlich funktioniert hat und die Kommode stand“, so der frisch gebackene Meister. Umso mehr hat sich die Geduld nun ausgezahlt. Die „Kantige Krabbe“ soll ihren Platz im heimischen Wohnzimmer finden.

Arne Voigt legte ebenfalls herausragende Leistungen ab. Ebenso wie Julius Pastoor war er unter den Besten der Gesamtnote Teil I und den besten Meisterprojekten vertreten. Darüber hinaus überzeugte er auch im Fachgespräch und erreichte 96 von maximal erreichbaren 100 Punkten und engagierte sich als Klassensprecher der Meistertitelanwärter. Der Zusammenhalt untereinander sei gut gewesen, gerade zum Ende hin habe man sich gegenseitig inspiriert und unterstützt.

Seine Garderobe „Quad Vari“ aus Ahornholz, gestaltete Voigt individuell anpassbar für alle Familienmitglieder. Mit wenigen Handgriffen lassen sich die einzelnen Elemente wie Haken, Staufächer und Sitzhocker auf verschiedene Körpergrößen einstellen. Für die farbliche Gestaltung der Staufächer ließ sich Voigt vom Bauhausstil inspirieren und färbte die drei Elemente rot, blau und gelb.

Während Pastoor schon den Meisterbrief sein Eigen nennen darf, muss Arne Voigt noch die verbleibenden Teile III und IV der Meisterprüfung ablegen, um dieses Ziel zu erreichen. Große Pläne für die Zukunft haben beide: Pastoor möchte später selbst einmal den Nachwuchs von morgen ausbilden. Arne Voigt arbeitet im elterlichen Betrieb und möchte dort die Digitalisierung vorantreiben und in administrativer Funktion den Alltag mitgestalten. Auch er möchte später ausbilden.

Zunächst studierte Voigt BWL. „Ich habe gedacht, wenn ich das Abitur schon habe, muss ich es auch nutzen.“ Doch bald merkte er, dass er lieber etwas Praktisches machen möchte. Durch seinen Vater als handwerkliches Vorbild fing er als Auszubildender noch einmal von vorne an. Mit dieser Erfahrung hat er einen klaren Blick auf die Ausbildung und was sich ändern müsste, damit sich wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung statt eines Studiums entscheiden. „Ich finde, die Betriebe müssen sich mit Blick auf Azubis ändern, nicht die Azubis. Zu sagen ‚Trag mal den schweren Sack‘, der dann aber bis oben mit Backsteinen gefüllt ist, das geht irgendwie nicht. Da müsste sich etwas ändern.“ Als Meister mit frischem Blick auf die Dinge haben Julius Pastoor und Arne Voigt die besten Voraussetzungen, dahingehend zukünftig etwas zu ändern. (18.07.2023)